BMW K1300S – es ist genug für alle da!


BMW K1300SNachdem ich heute meine frisch gekaufte BMW R1100S beim Pickerl hatte, verkürzte ich mir die Wartezeit mit der Probefahrt einer BMW K1300S. Gleich zu Beginn möchte ich festhalten, dass es hier um tiefgreifende physikalische Gesetze geht, die zur Anwendung gekommen sind!

Die Route war einfach eine klassische Probefahrrunde im Wienerwald, ohne Autobahn, dafür mit teilweise arg schlechtem Belag, aber auch Streckenabschnitten, die (natürlich nur rein theoretisch) auch interessantere aber nicht ganz legale Geschwindigkeitsbereiche austesten lassen würden.

Der Fahreindruck gleich zu Beginn war ein wenig überraschend, nämlich: recht bequem! Gut, es gibt keine BMW auf der man es nicht stundenlang aushält, aber immerhin weicht die K1300 doch ein wenig von klassischen Tourenmotorrädern ab. Nicht, dass das Feedback vom Fahrwerk nicht ausreichend gewesen wäre, aber es entsprach doch nicht ganz den Erwartungen, vor allem in Anbetracht der doch leicht überdurchschnittlichen Motorisierung. Apropos Leistung …

BMW K1300S Leistungskurve

 

Die harten Fakten:

Hubraum 1293 ccm
Leistung 175 PS @ 9250 U/min
Drehmoment 140 Nm @ 8250 U/min

Auch wenn die Daten an sich schon beeindruckend sind, so gibt es doch ein paar Details die das noch etwas unterstreichen. Es ist zum Beispiel erwähnenswert, dass bereits bei 2500 U/min 100+Nm Drehmoment verfügbar sind – völlig ausreichend, um einen normalen PKW abzuschleppen. Ab 5500U/min stehen mindestens 100 Pferde habt-acht, und die Konzentration des Fahrers sollte es denen gleich tun.

Wie vorher erwähnt, greifen hier ein paar grundliegende physikalische Gesetze, wie zum Beispiel die Relativitätstheorie. Wie allgemein bekannt vergeht die Zeit langsamer, je schneller man sich fortbewegt – so gesehen war die Formulierung mit der „Verkürzung“ der Wartezeit wesentlich zutreffender als weithin üblich, da eben nicht nur der psychologische Aspekt eine Rolle spielt.

Doch zurück zum Fahrwerk. Ich habe einen Fehler gemacht, den man heutzutage wesentlich deutlicher spürt als vor 20 Jahren, nämlich: mach dich mit dem Fahrzeug vertraut bevor zu fährst. Einige Zeitgenossen mögen jetzt denken: „Was redet er, ist ja auch nur ein Motorrad!“ – nun, das ist so nicht ganz korrekt. Dank elektronischem bzw damit gesteuertem Firlefanz gibt es auch in der Fahrzeugbedienung Ergänzungen zu dem, was vor allem Personen wie meinereiner, der noch mit 16 den vollen, uneingeschränkten Motorradführerschein machen konnte, in der Fahrschule gelernt haben. Einerseits fällt das an diversen Leuchten bei den Armaturen auf, die man entweder gar nicht oder nur aus einem neueren Auto kennt, andererseits haben die diversen Bedienknöpfe Zuwachs bekommen (dafür werden aus Platzgründen althergebrachte wie Start und Notstop vereint). Praktischerweise sind diese beschriftet, von „Info“ über „ABS“ bis hin zu „ESA“ – und siehe da, ein Druck auf letzteren brachte die Erklärung: Das Fahrwerk war auf „Comfort“ eingestellt. Nach dem Überspringen von „‚Normal“ wurde in der Einstellung „Sport“ dann auch sogleich Feedback kredenzt wie man es bei einer solchen Leistungsabgabe verdient hat. Und ich möchte jedem Raten, diese Einstellung NICHT auf der Straße von Gaaden nach Sittendorf zu verwenden – wenn ich nicht meine Bandscheiben-OP schon hinter mir hätte, wäre jetzt eine Anmeldung im Spital angebracht 🙂
Passend dazu ist auch das Ansprechen auf Berührungen am Gasgriff. Okay, ich geb ja zu, ich fahr einen Boxer, und der reagiert auf Zuckungen am Gasgriff mit der einem typischen BMW Fahrer eigenen Ruhe. Die K1300 ist da eher direkt. Also eher sehr. Sagen wir so: Teillast fahren ist praktisch unmöglich. Man sollte immer ein wenig Zug haben, egal in welche Richtung, aber unter 80km/h muss man entweder im 6. Gang fahren oder die ruhigste Hand seit Lucky Luke haben.

Zusammenfassend muss ich jedoch leider feststellen: die K1300 ist kein Motorrad für den Wienerwald. Auch wenn die Nutzung von Spitzenleistung in solchen Kategorien ohnehin eher akademischer Natur ist, so ist es doch schade, wenn man auch das Drehmoment nicht mal ansatzweise abrufen kann, weil man halt einfach viel zu schnell viel zu schnell ist – auch wenn die Bremserei kein Problem darstellt, so verlangt die Physik hier wieder ihren Tribut: bei verlangsamtem Zeitablauf werden die Reaktionszeiten eben wesentlich, die Kurven kommen aber trotzdem. Und sie machen mehr Spass, wenn man sie bis zum Ende fährt

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