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Elektro-Fahrrad – ein berechtigter Trend
Gestern und heute war das Bikefestival am Wiener Rathausplatz. Abgesehen von der üblich guten Show der Masters of Dirt oder Mountainbike-Trials war der gesamten Branche deutlich anzukennen, wohin der Trend geht: zum Elektrofahrrad. An dieser Stelle werden sich etliche Puristen angewidert abwenden, aber es geht gar nicht um irgendwelche halbreligiösen Ansichten, sondern primär um den praktischen Aspekt. In der Stadt wird es eng, und Fahrradfahren ist eine sehr gute Alternative zu jedweder anderer Individualverkehrsvariante. Tatsache ist jedoch, dass einerseits nicht jede/r die Kraft und Kondition aufbringen oder antrainieren kann, um immer überall mit dem Rad hinzufahren (sei es nun alters- oder gesundheitsbedingt, aus Zeit- oder organisatorischen Gründen), oder sich gesellschaftliche Randbedingungen wie zb nicht total verschwitzt im Büro zu sitzen (vielleicht im Sommer noch mit Klimaanlage und vorprogrammierter Erkältung) sich nicht mit dem Fahrrad als direktes Allheilmittel beseitigen lassen.
Letzterer Grund ist es auch für mich wie ein paar Freunde, sich dem Thema aller sportlichen Ambitionen zum Trotz mehr zu widmen. Grundsätzlich kann man zwischen 2 Varianten bei elektrischen Antrieben unterscheiden: unterstützenden (die ein selber in die Pedale treten immer noch vorausetzen) oder eigenständigen – auf die ich hier nicht weiter eingehen möchte, schließlich soll ein bisschen Bewegung sein.
Bei den unterstützenden Antrieben gibt es wiederum 2 Möglichkeiten: Fahrrad mit eingebautem Antrieb oder Nachrüstsätze. Letztere haben den Vorteil, dass man sich grundsätzlich ein Fahrrad zulegt das in allen (finanzierbaren) Belangen zu einem passt, und man auf die Modelle des jeweiligen Anbieters des Antriebs angewiesen ist. Die interessanten Modelle hier sind folgendermassen aufgebaut: man kauft ein Hinterrad mit integriertem Motor (etwa 3,5kg), Akku (1,5 bis 4kg), Steuergerät, Kabel, sowie (je nach Anbieter zb) mit Zahnkranz nach Wahl und vollständig bereift. Die Systeme bieten eine drehmomentabhängige Unterstützung, dh je höher(!!) mein eingelegter Gang ist, umso mehr hilft der Antrieb mit. Die Spanne hier geht von 25% des getretenen Drehmoments bis zu 300%.
In der Praxis gestaltet sich das folgendermassen: man steht auf einer Steigung mit ~20% (Tiefgaragenausfahrt), hat einen Gang eingelegt, mit dem man es aus eigener Kraft auch mit Aufstehen praktisch nicht schafft überhaupt loszufahren. Man aktiviert das System (auf maximaler Leistung) und fährt bequem im Sitzen weg und hinauf, die Anstrengung ist deutlich geringer als mit einem niedrigeren Gang auf der Ebene wegzufahren. Oder der Beschleunigungstest: bei einem 21 Gang Rad vorne grosser Kranz, hinten 4. oder 5. (also so, dass man bei 30km/h mit angenehmer Frequenz treten kann), vom Stand weg ist man locker in unter 4 Sekunden auf den 30km/h! 😯
Die technischen Daten sind überall sehr ähnlich: 250W Motor mit 7 bis 25 Nm, bei moderater Unterstützung etwa 70km Reichweite, Motor versiegelt (also abkärchern ist kein Problem), Laufleistung Motor >50.000km, Akkus LiIo (Spannung und Kapazität je nach finanzieller Situation). Rekuperation wird selbstverständlich von allen geboten, dh beim Bergabfahren (oder auch Bremsen) kann der Motor den Akku wieder aufladen.
Jetzt zum großen Nachteil. Das günstigste System beginnt bei 1000EUR – nicht gerade so wenig, dass man sich das einfach mal so zulegt. Je nach Anbieter und Leistungsdaten geht das bis knapp 2000EUR rauf. 😕
Tja, wo gibts mehr Infos? Die beiden wirklich interessanten Firmen wären Bionx und Bauer’s e-bike . Bionx scheint das ausgereiftere System zu sein, mit definitiv der besseren Steuerung, dem höheren Leistungsmodus, allerdings preislich deutlich höher angesiedelt. Bauer’s ist das komplette System um „wenig“ Geld, dafür ist die Steuerung zu eingeschränkt. Anzumerken ist noch, dass (zumindest bei den Vorführgeräten) das Bionx System unangenehm spürbare Vibrationen erzeugte, und auch deutlich hörbar war. Bionx gibt es seit etwa 10 Jahren, in Österreich wird aber erst jetzt ein Händlernetz aufgebaut. Bauer’s System ist erst seit ein paar Monaten verfügbar, auch hier gibt es noch nicht viele Händler.
Fazit: e-unterstützes Radfahren macht unheimlich Spass, man kann unheimlich entspannt auch grössere Distanzen oder längere (und steilere) Steigungen ohne Schweissausbruch problemlos meistern. Die Technik scheint ausgereift, der Preis ist definitiv noch senkungswürdig 😉 Ich überlege jedenfalls ernsthaft, meinen 100ccm Roller zu verkaufen und mir so einen Antrieb zuzulegen. Eine Probefahrt kann ich auf jeden Fall jedem nur wärmstens empfehlen, selbst wenn man aus Prinzip dagegen ist, es macht auf jeden Fall Spass und ist beeindruckend 🙂